Ich bin ja eine Kämpfernatur und lasse mich eigentlich durch nichts so leicht unterkriegen.
Das mag auch daran liegen, dass ich jahrelang Leistungssport betrieben habe.
Nun wurde ich ja bereits 1987 darauf vorbereitet, dass ich eine chronische Erkrankung in beiden Sprunggelenken habe, die mehrfach operiert werden muss und letztendlich zur schweren Arthrose sowie der Arthrodese führen kann.
Somit hatte ich genug Zeit mich darauf einzustellen.
Aber kann man sich überhaupt darauf vorbereiten/einstellen? Vor der Versteifungs OP war mir klar, dass es "hart" werden würde. Nicht nur physisch, sondern auch psychisch.
Doch Vorstellung und Realität sind da wieder zwei ganz verschiedene paar Schuhe.
Die Achterbahnfahrt meiner Emotionen und die immer wiederkehrenden Schmerzen zermürben einen sehr.
Und ich hatte mir doch geschworen 'ich schaffe das'. Nur, wie holt mich sich am besten aus der Spirale nach unten wieder heraus.
Ich will und ich muss. So einfach ist das. Also habe ich heute morgen, wie schon so oft, nachgedacht und eigentlich ist es ganz simpel: man muss die Krankheit akzeptieren.
Bisher dachte ich zwar, ich hätte sie akzeptiert, weil sie seit Jahren zu mir gehört.
Aber ich habe mich mal ganz genau selbst beobachtet und gemerkt, dass ich in einen Kreislauf gerate, der wohl typisch ist-aber nicht gut.
Ich habe quasi Angst vor dem Schmerz.
Noch beim Auftreten ertappe ich mich bei dem Gedanken 'hoffentlich tut das nicht so weh'. Diese Gedankengänge kenne ich von meinen Paniktattacken her und ich erinnere mich, dass Vermeidungsverhalten das falscheste ist was mann dann tun kann.
Damals musste ich rein in die Angst und seit gestern habe ich vorsichtig ausprobiert bis zur tolerablen Schmerzgrenze zu gehen. Das heisst nun nicht, dass ich wie wild auf meinem Flunken rumstiefele, sondern ganz genau darauf achte, dass es nicht zuviel wird.
Und siehe da: es funktioniert! Es ist offensichtlich einfach so, je länger die Krankheit und die damit verbundenen Schmerzen dauern, desto schwieriger wird es für unser Gehirn ein vernünftiges Level der Schmerzen zu finden.
Irgendwann hat das ganze dann Auswirkungen auf die Psyche und später sogar auf die Beziehung.
Eine Beziehung ist damals durch meine Krankheit und die ständigen OP´s schon in die Brüche gegangen. Nicht jeder kann damit umgehen.
Aber meine jetzige Beziehung hält seit 16 Jahren und ich habe von Anfang an gesagt was mit mir los ist.
Den ganzen Tag kreist einem nur eins im Kopf herum: die Krankheit. In meinem Fall die Füsse. Das möchten die Aussenstehenen aber irgenwann nicht mehr hören. Vermutlich weil sie auch überfordert sind, nicht mehr wissen was sie sagen und tun sollen.
Aber für mich, die mit der Krankheit tagtäglich umgehen und leben muss ist es ein irres Bedürfnis mich mitzuteilen. Was bleibt auch sonst? Es dreht sich ja schliesslich im Moment alles um die Krankheit. Man ist eingeschränkt und kann die Dinge, die man vorher noch gemacht hat, auf einmal nicht mehr tun. Es fällt verd...t schwer sich damit zu arrangieren. Das unabänderbare hinzunehmen.
Es wird nicht mehr wie vorher.
Sicher, das wurde mir schon mehrfach von den Ärzten gesagt, aber es fällt mir so wahnsinnig schwer es als einen Teil von mir zu akzeptieren.
Und nun, heute morgen, da war es auf einmal so weit.
Wieso kam mir dieser Gedanke, diese Erkenntnis nicht schon früher?
Nein, praktisch war die Erkenntnis schon lange da. In meinem tiefsten Inneren irgendwo verborgen. In einer Schublade, die ich partout nicht öffnen wollte.
Seit eben ist sie geöffnet und ich gedenke nicht sie wieder zu schliessen.
Was auch kommen mag: ich schaffe das! Und auch das nächste Tief, das mit Sicherheit kommen wird: ich schaffe das.
Vor der Arthrodesen Op habe ich auch mehrmals tief durchgeatmet, nochmal Kraft getankt und los ging´s.
Ich habe in früheren Beiträgen schonmal geschrieben, dass Umdenken angesagt ist.
Aber wirklich geglaubt habe ich es offensichtlich nicht.
Bin immer noch der Meinung, nach der OP wird alles wie früher.
?!
Mittlerweile weiss ich, dass es eine Illusion ist. Ich gebe nicht gerne Illusionen auf und schaue den Tatsachen ins Gesicht. Zumindest wenn sie nicht positiv sind.
Aber in diesem Fall bleibt mir ja nichts anderes übrig.
Ich glaub ich habe heute morgen w i r k l i c h angefangen zu akzeptieren.
Wahrscheinlich muss ich noch viel lernen, in Zusammenhang mit meiner Krankheit.
Einen Termin in der Schmerzambulanz habe ich auch gemacht und ich hoffe dass ich mit der Hilfe noch besser mit der Krankheit umgehen kann.
Bisher kam ich mir immer sehr albern und wehleidig vor, wenn ich dauernd vor Schmerzen gejammert habe.
Mittlerweile gestehe ich mir diese Schmerzen zu. Ich finde sie überhaupt nicht albern und vor allem schränken sie ja auch den Alltag ein!
Was mir noch gerade auffällt ist, dass ich das Thema chronischer Schmerz und wehleidig bisher bei meinem Operateur vermieden habe.
Das wird sich ab Donnerstag ändern. Ich werd das dort ansprechen, egal welche Reaktion ich bekommen werde.
Eines weiss ich aber jetzt schon: ich muss stark sein. Physisch wie psychisch.
Geholfen habe ich mir dabei in den letzten Wochen auch selbst: ich bin meinem Hobby verstärkt nachgegangen. Habe einfach mal Frustkäufe getätigt und war auch mal unvernünftig.
Aber es war die richtige Entscheidung! Das tat sooo gut :-) Ich kämpfe mich hier jeden Tag auf´s neue durch, und das kostet sehr viel Kraft, also darf ich mich auch mal belohnen...
Ja und mit diesen Vorsätzen versuche ich jetzt mal die ganze Sache für die Zukunft zu händeln.
Denn wenn ich das richtig verstanden habe, kann es sein, dass mir noch andere "Dinge" als Folgeerkrankung blühen....
Kann ...muss nicht...aber ich will gewappnet sein...
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