Mittwoch, 19. September 2018

Ausnahmezustand

Guten Morgen!
Es ist 4.30 Uhr wo ich diese Zeilen beginne und ich bin hellwach.
Was daran liegt, dass ich seit gestern Abend 18.30 Uhr durchgeschlafen habe.
Ich bin platt!
Zum ersten Mal in meinem Leben lasse ich meine starken Emotionen zu und es fühlt sich nicht verkehrt an.
Vor 1 Woche fing es allmählich an, dass ich begann auf meine Therapeuten zuzugehen und zu sagen, dass es mir nicht gutgeht.
Und obwohl ich wusste, dass mir in der Klinik nichts passieren kann, hatte ich immer noch ein schlechtes Gewissen.
Weil ich es in meiner Kindheit so gelernt habe.
Am Montag hatte ich dann ein Gespräch mit meinem Therapeuten, indem wir auch auf den bevorstehenden Abschied zu sprechen kamen.
Und ich wunderte mich noch, warum wir das bereits 1 1/2 Wochen vor Therapieende besprachen.
Ein paar Stunden später war es mir dann klar. Natürlich habe ich mich nach der Thematisierung mit dem bevorstehenden Abschied befasst und Abends brach es dann aus mir heraus.
Gefühlt brach die gesamte Traurigkeit der letzten Jahre aus mir heraus. Das war nicht nur der Abschiedsschmerz aufgrund des bevorstehenden Therapieendes.
Nein, es schien, dass sich meine gesamte, bisher unterdrückte, Traurigkeit meines vergangenen 
Lebens einen Weg suchte.
Mein ganzer Körper erbebte förmlich von diesem, sagen wir mal, Weinkrampf.
Aber ich liess es zu und unterdrückte es diesmal nicht.
Das dumme war nur: ich war wieder allein.
Am nächsten Morgen erwachte ich völlig gerädert und merkte, die Traurigkeit war immer noch da.
Und ich wusste: es würde vermutlich sogar in der Klinik aus mir herausbrechen.
Nun, die ersten Stunden des Vormittages hielt ich mich noch gerade so, aber kurz vor Mittag war es dann mit meiner Fassung vorbei und die "Schleusen" öffneten ihr Tor.
Doch diesmal war ich nicht allein. Ein Therapeut war bei mir. Das tat gut, aber noch immer konnte ich nicht alles meiner Traurigkeit vor ihm zeigen.
Erst nachdem er weg und ich für mich alleine war, brach der Rest aus mir heraus.
Aber eigentlich war ich nicht alleine: schliesslich war ich in der Klinik in der sich noch viele andere Menschen befanden.
Und zum ersten Mal war es mir egal, dass andere mich so am Boden zerstört sahen.
Ich habe so viel Traurigkeit in mir, die ich nicht mehr verstecken und mit mir alleine ausmachen will!
Sie ist auch noch nicht vorbei.
Gestern Abend, als ich wieder zu Hause war, habe ich mir bereits wieder die "Seele aus dem Leib" geweint.
Und danach nur noch geschlafen.
Was dann zur Folge hatte, dass ich, seit 4 Uhr heute morgen, wach bin.
Aber das macht nichts, denn ich geniesse die Dunkelheit und die Stille.
Wer hätte gedacht, dass ich einmal die Dunkelheit mögen würde?!
Und nun sitze ich hier im Dunkeln
und fühle die immer noch anhaltende Traurigkeit.
Und ich werde sie zulassen und nicht mehr unterdrücken.
Und ich werde versuchen damit umzugehen, denn ich weiss ich bin nicht alleine.
Noch habe ich 1 1/2 Wochen in denen ich mir Hilfe holen kann, wenn ich sie brauche.
Und ich hoffe, dass ich bis zum Abschied einen Weg gefunden habe, damit umzugehen. Sodass es mir gelingt, die nächsten 6 Monate einigermassen stabil zu überstehen, bis ich erneut in die Klinik komme.

Bleibt oder werdet gesund 😘

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