Sonntag, 7. März 2010

Belastungssteigerung



Nachdem ich diesmal von meinem üblichen "Nach-OP-Lagerkoller" weitesgehend verschont geblieben bin, hat mich das gute Wetter dazu motiviert mal eine "Belastungsprobe" meines linken Sprunggelenkes vorzunehmen.
Seit vergangenen Donnerstag darf und soll ich ja nun offiziell die Belastung steigern.
Heute habe ich nun erstmals nach OP ausprobiert wie mein Gelenk auf die gesteigerte Belastung reagiert.
Zuerst ganz vorsichtig und dann immer mehr, bis ich endgültig, freihändig (!) auf meinem linken OSG stand.
Wow!!! Cooles feeling, nach 4 Wochen Teilbelastung und dauernder Stützen-Begleitung.
Hatte was. Vor allem für die Psyche :-)

Nun war es ja nicht die erste OP für mich und ich habe schon ganz andere Erfahrungen bei Beginn der Vollbelastung gemacht.
Besonders schlimm war es 1994 als ich anfing zu belasten und beim ersten Schritt schon merkte: Hilfe, es blockiert immer noch!
Derber psychischer Rückschlag. Möchte ich momentan auch gar nicht näher kommentieren.
Aber diesmal war es, Gott sei Dank, anders.
Nun muss ich allerdings auch ehrlicherweise sagen, dass ich in meinem Vaco-Ped Schuh die Voll-Belastung vollzogen habe.
Aber auch das fühlte sich sehr positiv an. Kein Vergleich zu 1994, wo ich bereits im Gips die Blockierungen spürte!

Ich könnte es natürlich nicht lassen (so bin ich eben) und versuchte auch mal einen Schritt mit nur einer Stütze zu bewältigen, scheiterte aber kläglich.
Nicht weil es weh tat, sondern weil mein Bein die Belastung nicht mehr gewohnt war und mir einfach keinen Halt gab.
Meine Unterschenkel-Muskeln "wabern" nur so mit.
Hmm, sieht ganz interessant aus ;-)
O.K. zuviel ist ja auch nicht gut. Ausserdem sollte ich das ja vielleicht wissen.

Aaaber es fällt so schwer...wenn ich daran denke....mehr belasten und dann irgendwann ohne die Stützen wieder....yeah!!!

Jetzt mal das andere Thema, wie mein Gelenk darauf reagieren wird, einfach in die Ecke geschubst. Ab in den "ich-hab-jetzt-keine-Lust-darüber-nachzudenken" Karton.
Und zu damit, aufmachen kann ich den immer noch, wenn ich ihn brauche.

Heute ist ein wunderbarer Tag, den geniesse ich jetzt mal, auch wenn es morgen vielleicht schon wieder ganz anders aussieht.
Sammel ich doch einfach mal die positive Energie, die ich evtl. für die nicht so guten Tage noch brauche.

Leider kann ich aber nicht alles negative wegschubsen.
Gestern war ein befreundeter Doc zu Besuch, der sich mal mein rechtes OSG und den OP-Bericht angesehen hat.
Nicht, dass ich meinem Operateur misstrauen würde. Nein, ich wollte einfach mal wissen, was nun genau dieses fachchinesisch zu bedeuten hat und was wohl eine zweite Meinung so bringen wird.
Eigentlich hätte ich es vorher wissen müssen. Und mir ist klar, ich wusste es auch, aber ich wollte es bisher nicht wahrhaben wollen: mein rechtes OSG ist ziemlich kaputt und wie es wohl diese Überlastung zur Zeit verkraften wird ist noch ungewiss.
Gut wird es auf keinen Fall sein. Aber was bleibt mir anderes übrig.
"Da kommt noch einiges auf Dich zu". Hörte ich da gestern. Und "da ist ja fast alles kaputt!"
Hmm, das hatten wir doch schon mal?!
Sicher hab ich das geglaubt und auch gewusst. Aber seit gestern abend ist mir klar, dass ich es einfach verdrängt habe. Verdrängen wollte.
Ich weiss auch gar nicht ob ich nun lachen oder weinen soll.
Lachen, weil sich das linke Gelenk so gut anfühlt und weinen, weil fast klar ist, was in der nahen Zukunft mit dem rechten Gelenk passieren wird.
Natürlich höre ich in mich rein, und natürlich merke ich, dass das rechte Gelenk die Überbelastung nicht gut verkraftet. Und doch habe ich noch eine kleine Hoffnung, dass wir die Versteifungs-OP vielleicht noch 1-2 Jahre rausschieben können.
Aber ich habe auch Angst vor dem nächsten Röntgenbild.

Vielleicht ist das auch der Grund warum ich so motiviert und positiv mit dem linken Gelenk umgehe - umgehen muss.
Je eher ich mit dem linken Gelenk die Vollbelastung schaffe, desto eher kann ich das rechte Gelenk wieder etwas entlasten.
Haltet die Daumen, dass das klappt.
Obwohl ich wirklich ein ganz flaues Gefühl in der Magengegend habe, wenn ich an das Röntgenbild re OSG denke....
Und noch ein Gefühl mischt sich da mit ein, das rechte Sprunggelenk betreffend.
Wenn das re OSG tatsächlich der Überbelastung nicht standhält, dann waren die Hyaluronsäurespritzen für die "Katz"!
Aber eine gute Freundin sagte mir gestern, und da hat sie wirklich recht, wenn ich diese Spritzen nicht gemacht hätte, dann wäre ich niemals ein Jahr ohne OP ausgekommen.
Und das stimmt. Denn vor einem Jahr hätte ich fast aufgegeben. Ich stand schon vor dem Doc und wollte sagen " Ich gebe auf! Wir machen die Arthrodese!" Und ich bin froh, dass ich es nicht gemacht habe.
Ein Jahr ist das nun schon her und mir kommt das wirklich nicht wie ein Jahr vor. Sondern viel kürzer.
Einige sagen, bringt denn ein Jahr so viel? Aber die Fachleute in der Medizin sind sich da wohl einer Meinung: jedes Jahr mehr, welches die Arthrodese hinauszögert, ist ein gewonnenes Jahr.
Na dann, hoffen wir, dass ich noch ein Jahr hinauszögern kann. Auch wenn ich ein mulmiges Bauchgefühl habe.

Das wird noch ein sehr interessantes Jahr werden...

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